Menschen aus der PR im Interview: Franziska Underberg
Ich schwimme nicht gern nur in der eigenen Suppe. Deshalb stelle ich ab jetzt in unregelmäßigen Abständen Menschen aus der PR- und Kommunikationsbranche in der Rubrik „PRsöhnlich“ mit kurzen Interviews vor. Den Anfang macht Franziska Underberg aus Berlin.
Wer bist du und was machst du?
Mein Name ist Franziska Underberg. Seit 1 Jahr bin ich mit meiner kleinen PR-Agentur „WILLE kommunikation“ selbstständig. Wille ist mein Geburtsname, den ich so gern hab und so „am Leben“ erhalte. Meine Kunden sind Start-ups, mittelständische Unternehmen und Agenturen, für die ich klassische PR mache, Inhalte für Geschäftsberichte schreibe, Interviews führe oder Websiten-Inhalte erstelle.
Wie kamst du zur Kommunikation?
Mein Leben lang habe ich in der Medienbranche gearbeitet: Angefangen als Praktikantin in der Polizeiredaktion der BILD, studierte ich im Anschluss Kommunikations-Management in Berlin und arbeitete dann in einer Event-Agentur. Doch das Leben als Redakteurin ging mir nicht aus dem Kopf, also startete ich wieder bei der BILD, dieses Mal als Freie. Die Entscheidung war richtig, denn so konnte ich endlich die Axel Springer Akademie besuchen und wurde Redakteurin der BILD Hamburg.
Mein Mann und ich blieben sieben Jahre, in denen ich zunächst auf PR-Agentur-Seite wechselte und z.B. Irisches Rindfleisch oder Champagner-Marken vertreten habe. Zu der Zeit bekam ich das Angebot, für eine private Hochschule die Kommunikation aufzubauen, was natürlich eine große Herausforderung war. Über diese Stelle wechselte ich zu einer größeren Hochschule und verantwortete die Kommunikation für die deutschen Standorte in Berlin, Hamburg und Iserlohn im Sauerland. Mit unserer Rückkehr nach Berlin machte ich mich hier im Prenzlauer Berg selbstständig, zunächst mit einem Teilgewerbe, schneller als gedacht dann aber auch mit dem Vollgewerbe WILLE kommunikation.
Dann sind wir ja in sehr ähnlichen Bereichen unterwegs. Was sind deine Schwerpunkte?
Im Moment kommen über mein Netzwerk sehr unterschiedliche Themenbereiche, das geht von Matcha-Tee über Fashion bis hin zu Gesprächen mit Vorstands-Mitgliedern von Banken. Der Mittelstand und all seine Interessengebiete tauchen sicherlich immer wieder auf, genauso all die Themen rund um Food.
Wenn dich jemand fragt was du beruflich machst, was sagst du bzw. wie erklärst du deine Tätigkeit?
Ich bin selbstständig und mache PR. Das ist eigentlich recht fix erklärt ;-)
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Gibt es den überhaupt?
Ehrlich gesagt nicht, nein, aber das finde ich auch das Schöne an der Selbstständigkeit. Kein Tag ist wie der andere. Dennoch habe ich bestimmte Rhythmen, die sich mit der Zeit festlegen. Morgens gehe ich erst ein Mal mit meinem Hund joggen, das ist ein guter Start, um all die Dinge durch den Kopf gehen zu lassen, die an dem Tag anstehen. Außerdem habe ich den Montagmorgen für mich geblockt, um die Woche zu planen und festzulegen, wann ich was tue. Aber dank der heutigen Mobilität und Flexibilität ändert sich das auch alles oft und kann es auch ruhig. Dafür sind wir ja in der Medienbranche, wo alles immer sehr schnell und schnelllebig ist.
Man hört immer, PR würde sich rasant verändern. Merkst du das auch und wenn ja, woran machst du das fest?
Ich hatte neulich mit einer ehemaligen Kollegin gesprochen, die mir sagte, wie traurig sie es findet, in der einen Woche mit einer Redakteurin zu sprechen und in der nächsten Woche wird das Heft eingestellt. Das ist tatsächlich recht häufig so in letzter Zeit. Die Medienbranche war eine der ersten, die sich komplett verändert hat, die PR gehört dazu. Also ist meine Antwort: Ja, sie verändert sich rasant und sehr stark. Dennoch gibt es noch immer sehr viele Zielgruppen, die „alte Medien“ konsumieren, wenn wir die Print-Medien so nennen möchten. Wir stecken gerade mittendrin in dieser recht langen Übergangsphase, die Kunden wollen zweigleisig fahren, fragen Online und Print an etc. Doch in ein paar Jahren wird sich das Interesse an Print sicherlich nochmals verändert haben. Print ist heute Prestige, in bestimmten Medien veröffentlicht zu werden, ist ein Ritterschlag. Auch das wird sicherlich so bleiben, die Wirkung aber ist nicht messbar und somit für viele nicht mehr relevant.
PR wird in jedem Fall digitaler und ggf. auch technischer. Wie gehst du damit um, wenn Kunden auch Leistungen in den Bereichen SEO, Online-Marketing oder Online-Reputationsmanagement nachfragen – kann und will man sich da als Agentur klar abgrenzen?
Nein, das will ich nicht. Ich biete klassische PR an, ja. Aber ich würde – sofern es der Auftrag zulässt – den Kunden gemeinsam mit Partnern betreuen wollen, sollten diese Leistungen erwünscht sein. Ich selbst versuche aber auch, am Ball zu bleiben und bilde mich immer wieder fort.
Du kennst ja die Unternehmens- und die Agenturseite: Was sind da die größten Unterschiede in der Arbeitsweise?
Ich finde immer wieder, dass die wenigen Einblicke, die man als Agentur hat, dem gesamten Thema oft nicht gerecht werden können. Insbesondere, wenn es um Unternehmenskommunikation und um interne Prozesse geht, kann eine Agentur niemals so reagieren wie die Kommunikations-Verantwortlichen inhouse. Dafür sind die Menschen noch immer Menschen und der Flurfunk schneller als jede Strategie.
Andererseits beeindrucken mich der Weitblick und die damit einhergehende Kreativität von Agenturen, Themen anzupacken, die sie neu betrachten können – ohne Vergangenes zu kennen oder auf Befindlichkeiten zu achten. Beides hat sein Gutes und da ich in beiden Positionen gearbeitet habe, kann ich diese Erfahrungen heute gut nutzen und Prozesse einschätzen.
Manche sagen die Pressemeldung sei tot und es geht heute eher um kurze, passende Themenvorschläge per Mail. Wie gehst du auf Journalisten zu?
Das ist immer themenabhängig. Habe ich eine News, die schon von allein Interesse weckt, funktioniert eine Pressemeldung. Habe ich ein Thema, das ich an den „Mann bringen muss“ und „verkaufen“ muss, gehe ich immer individuell auf die Redakteure zu. Persönlicher Kontakt ist nach wie vor das A und O. Wir leben von unseren Netzwerken und pflegen diese auch. PR ist wie eine Ehe und braucht viel Liebe ;-)
Gibt es Branchen, für die du nicht arbeiten würdest?
Da ich seit meiner Kindheit sehr großer Tierschützer bin und allen Menschen, die ich treffe, versuche zu erklären, dass sie weniger, aber dafür besseres Fleisch essen sollten, wären Fleischlieferanten, Mastbetriebe, Schlachthäuser u.ä., die meinen Vorstellungen nicht entsprechen – und das sind etwa 95% -, tatsächlich raus. Das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
Gibt es einen Kunden / ein Projekt, an den/das du dich besonders erinnerst? Beispielweise weil es eine besondere Herausforderung gab oder ein schönes Erlebnis?
Ich habe zur Zeit große Freude an meinem Kunden, dem Grill KENIA von GRILLWERK, da ich sehr stolz darauf bin, was für großartiges Presse-Feedback ich erlebe und was für wunderschöne Artikel wir über ihn lesen können – das macht großen Spaß!
Ansonsten danke ich sehr meinem ersten Kunden und Ex-Chef Sven von bonvelo, der mir den entscheidenen Tritt gegeben hat und natürlich auch all den anderen, die mein erstes Jahr – das großartig gelaufen ist! – überhaupt möglich gemacht haben. Dies soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben – DANKE!
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