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Blogparade: Ein Schreibtisch, zwei Seiten – Was mache ich eigentlich beruflich?

Heute wird es persönlich! Der Blogbeitrag „Und was machen Sie so beruflich?“ von Wibke Ladwig bringt das Problem vieler „Medienmenschen“ auf den Punkt: Was sage ich eigentlich dem Kioskbesitzer gegenüber, wenn er fragt was ich beruflich mache? Oder der neuen Bekanntschaft auf einer Party? Schließlich ist der zweite Satz wenn man jemanden kennenlernt hierzulande meist: „Und was machst du so?“ Ja, was mache ich eigentlich? Das Spielfeld „Medien“ war immer irgendwie da, nur die Positionen wechseln und bis heute fällt die Antwort nicht leicht. Ein guter Anlass, sich selbst mal zu fragen was man eigentlich macht.

Der Start in die Medienwelt

Angefangen hat das mit den „Medien“ während der Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann im Jahr 2004. Einen Teil der Ausbildung habe ich in der Pressestelle der Humboldt-Universität absolvieren können und plötzlich logowar ich soetwas wie ein „Öffentlichkeitsarbeiter“. Protokollveranstaltungen organisieren, Pressemeldungen schreiben, mit Journalisten telefonieren, Kontakte zwischen Wissenschaft und Presse aufbauen, Filmteams durchs Haus begleiten, Artikel für die hauseigene Zeitung verfassen – es war klassische Öffentlichkeitsarbeit die mein Interesse für die Branche geweckt hat. Das schöne wenn man PR für eine bekannte Organisation macht: Die Journalisten rufen dich an. Und wenn du sie anrufst, ist die Organisation sofort Türöffner für ein Gespräch. Was hier allerdings schon holprig war, die Berufsbezeichnung: Mitarbeiter der Pressestelle der Humboldt-Universität zu Berlin.

Seitenwechsel

Mit dem nächsten Schritt im Jahr 2006 wechselte ich dann die Seite des Schreibtischs und wurde Online-Redakteur für das offizielle Stadtportal Berlins. Das Angenehme an der Position: Ich musste nichts „verkaufen“, sondern konnte selbst entscheiden welche Themen gebracht werden. Wenn jemand fragt was ich beruflich mache, war die Antwort klar und jeder konnte mit „Redakteur“ etwas anfangen. Diese spannende Tätigkeit, Themen auszuwählen und für Onlinemedien aufzubereiten habe ich bis heute nicht aufgegeben, wenn auch „nur“ noch als freier Mitarbeiter der damaligen Redaktion und von Zeit zu Zeit für verschiedene Medien.

Die theoretische Basis

Dann kam das Studium. Auch was mit Medien: Wirtschaftskommunikation. Es wurde nicht besser mit den Erklärungen. „Und was studierst du?“ – Ja … ähmm..also es ist eine Art BWL light mit einem Schuss Medien. Oder ist es Marketing mit ein bisschen Kreativität? Oder doch Werbung mit einem hohen Wirtschaftsanteil? studiumBis heute gibt es darauf keine klare Antwort – Es ist ein breites Studium, das Themen wie Marketing, Text, Public Relations, Kommunikation, Design, Führung, Management, BWL, VWL, Markenbildung etc. abdeckt. Was man damit machen kann? Gute Frage. Der Jurastudent wird vielleicht Anwalt oder Richter, der Medizinstudent wird meist Arzt und der Informatiker wird wohl irgendwann komplexe IT-Projekte managen. Bei mir steht der Master unmittelbar vor der Tür – Ich bin dann Wirtschaftskommunikator – und damit  fit für irgendwas mit Medien und Wirtschaft.

Die Selbständigkeit

schreibtischIm Studium kam dann die Selbständigkeit dazu, die bis heute die Miete einbringt. Die Frage, was ich denn nun genau beruflich mache aber blieb. Mit PRonline.de bin ich eine Art PR-Fachmann: Texte schreiben, Journalistenverteiler erstellen, Kontakte zur Presse aufbauen, Hilfe zur Selbsthilfe mit eigens konzipierten Online-Tools wie Expertentexte.de oder Pressefach.de anbieten. Hinzu kam eine Stellenbörse für Medienberufe unter PRsonal.de. Bin ich damit schon Gründer oder gar Unternehmer? Bin ich eigentlich Berater oder letztlich mehr Texter und Distributor? Darf ich mich Berater nennen obwohl ich nie in einer Agentur gearbeitet habe? Manchmal fragen Fachmagazine einen journalistischen Artikel an, bin ich deswegen schon Journalist? Wenn jemand eine neue Webseite braucht und ich Sie über das Netzwerk programmieren lasse, wenn ich für Kunden einen Blog einrichte, bin ich dann schon ein Internetexperte? Wenn ich Empfehlungen zu Facebook & Co. abgebe, macht mich das zum Social Media Berater? Jetzt, wo ich diesen Artikel schreibe, bin ich quasi Blogger. Und bei einer aktuellen Recherche bemerkte ich zudem, dass ich per Definition eigentlich auch ein Solopreneur bin.

Fazit

Auch wenn der Spruch  „Wer bin ich und wenn ja wie viele?“ etwas ausgelutscht ist, für viele Beteiligte in der Medienlandschaft ist er Realität. Und wenn man das ganze mal philosophisch anschaut, sind die Fragen von Kant gar nicht so weit weg von dem was sich Selbständige oft fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? – In diesem Blogbeitrag habe ich fast 10 mögliche Berufsbezeichnungen aufgezählt. Es wird also deutlich, dass Medienmenschen mit den etwas komplizierten Erklärungen leben müssen. Berufsbezeichnungen sind ja heute auch in anderen Branchen oft dubios. Und letztlich kann diese Vielseitigkeit ja auch als Chance genutzt werden. Und auf der nächsten Party wird dann halt wieder fleißig gestammelt.

Dieser Artikel erschien im Rahmen der Blogparade von Wibke Ladwig.

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