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PR Coup: 5 Gründe warum die Amazon Drohnen-Story funktioniert

Um zu sehen, wie gelungene PR funktioniert, braucht es oft gar keine Lehrbücher – Das Leben schreibt bekanntlich die besten Geschichten. Amazon hat es am 2. Dezember vorgemacht. An diesem Tag war „zufällig“ auch noch „CyberMonday„, die größte Angebotsaktion des Jahres beim bekannten Online-Händler. Und just an diesem Tag verkündet Amazon in einem Interview mit CBS, dass man Produkte künftig innerhalb von 30 Minuten per ferngelenkter Drohne liefern möchte. Amazon Prime Air nennt sich diese Premium-Lieferung. Das Thema hebt ab, DIE Schlagzeile der nächsten 24 Stunden ist geboren.

Foto: Amazon
Foto: Amazon

Nahezu alle deutschen Medien griffen das Thema auf. Ob Fachmedien wie t3n oder die „Großen“ wie SPIEGEL oder die Tagesschau – Die Schlagzeile lautete fast überall „Amazon will per Drohne liefern“. Dass es da so einige Einschränkungen gibt, (Reichweite von gerade mal 16 km, bis maximal 2,3 Kilo und nur wenn die Flugaufsichtsbehörden eine Genehmigung geben) wurde schnell nebensächlich – zu verlockend war die Geschichte, man konnte sich als Medienhaus sicher sein, dass es Klicks bringt. Auch ich habe die Geschichte bei Twitter geteilt, einfach weil es das Thema des Tages war.

Die Nummer ist auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein Erfolg: Immerhin hat Amazon bei CBS 60 Minuten Sendezeit bekommen. Das kostet, umgerechnet in Werbeleistung, sonst gut 3 Millionen Dollar. Bedenkt man nun, wie die Nachricht um die Welt ging – und zwar kostenlos – dann wird klar, welchen Wert die Geschichte für Amazon hat.

Doch warum funktionierte die Story so gut?

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit habe ich mal fünf Gründe zusammengetragen, warum die

1. Der Nährboden war da

Das Thema ist bereits platziert. Es gibt tatsächlich Überlegungen in den USA, Drohnen in der zivilen Luftfahrt zuzulassen, erste Genehmigungen wurden bereits erteilt.

2. Der Zeitpunkt stimmt

Weihnachten steht vor der Tür. Da ist Shooping, im Jahr 2013 besonders via Internet natürlich ein Thema was ohnehin in den Medien präsent ist.

3. Die Sehnsucht nach Zukunft

Schon in den 50er und 60er Jahren träumten die Menschenvon fliegenden Autos. Bilderbücher die das Jahr 2000 zeigen, waren voll davon. Auch später kam das immer wieder auf, zuletzt sagte Daimler Chef Zetsche fliegende Autos im Jahr 2011 voraus.

4. Das Trendthema Umwelt

So eine Drohne ist leise und stößt keine unangenehmen Schadstoffe aus. Das klingt natürlich viel besser als die vielen LKWs, die bisher den Shopping-Wahn der Menschen hin und her kutschieren.

5. Es gibt ein Video!

Erzählen kann man viel. Wenn man aber gleich mal zeigt wie es geht, wirkt so eine Geschichte gleich viel glaubwürdiger. Amazon hat schlauerweise nicht nur die Ankündigung parat, sondern liefert (haha) auch gleich noch ein 80-Sekunden Video dazu, das den Einsatz der Lieferdrohne zeigt. Weiterhin positiv: Der Chef selbst zeigt und erklärt die Innovation (Steve Jobs lässt grüßen).

Wenn jemand weitere Gründe sieht, gern als Kommentar ergänzen.

Und warum das alles? Neben der Tatsache, dass die Leute so ganz dezent daran erinnert werden, dass man die Weihnachtsgeschenke doch bequem per Amazon bestellen kann (Marketing-Teil), überdeckt so eine Geschichte natürlich auch all die negativen Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate (PR-Teil). So drohten Amazon-Mitarbeiter aktuell mit Streik, es gab Skandale um ausländische Leiharbeiter und Streit mit dem Kartellamt. Alles keine guten Nachrichten. Da ist es doch viel besser, wenn so eine witzige moderne Geschichte die Runde macht. Dass das mit den Drohnen am Ende gar nicht so einfach ist, haben die Menschen nach Weihnachten längst wieder vergessen.

Wie nachhaltig diese Strategie ist, bleibt abzuwarten. Für den Moment aber muss man den Hut ziehen – es war ein gelungener PR Coup! Gleichzeitig sollten Medien aber nicht ganz so unkritisch an die Sache herangehen sondern trotz der tollen Story das Unternehmen weiterhin auch kritisch begleiten.

 

 

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